Muss Seoane jetzt gehen ?!
10 Spiele ohne Sieg, 3 Spiele ohne Tor, 0:4-Klatsche gegen Bremen und Pfiffe von den eigenen Fans – so sieht Versagenaus. Versagen, das durch „Entwicklung“ gerechtfertigt werden soll. Eine Entwicklung, die sich nicht in Tabellenplatzierungen oder Ergebnissen zeigt. Eine Entwicklung, die sich in den Köpfen der Verantwortlichen abspielt. Seoane, der es nicht geschafft hat, eine Handschrift in seiner 3. Saison zu etablieren. Es ist Zeit, die Reißleine zu ziehen!
Das Spiel gegen Bremen sollte der Startschuss in die Saison sein. Nach dem Unentschieden gegen den HSV und der Niederlage gegen Stuttgart gab man Seoane nochmal die Länderspielpause, um das Team auf Vordermann zu bringen. Obwohl Seoane bis jetzt noch nicht lieferte, wurde ihm von der Vereinsführung Vertrauen geschenkt – wahrscheinlich, weil sein Job mit dem verantwortlichen Virkus verknüpft scheint. Natürlich könnte man jetzt das Spiel gegen Bremen taktisch analysieren, den guten Einsatz zu Beginn des Spiels herausheben, doch das ist alles nicht akut.
Akut muss jetzt die Suche nach einem neuen Trainer sein. Außerhalb der Länderspielunterbrechung oder gar der Sommerpause: schwierig. Man hätte es ahnen können. Doch noch bis zur nächsten Länderspielunterbrechung zu warten, wäre fatal. Dass man mit diesem Kader tatsächlich über den Abstieg nachdenken muss, sagt alles aus. Denn die Mannschaft zeigt phasenweise ihr Potenzial. Insbesondere in der Offensive hat man unfassbar viele talentierte Spieler. Dort verließ sich Seoane zu sehr auf individuelle Qualität und Flanken. Jetzt merkt man aber: Ohne Plea fehlt die Klasse, und ohne Kleindienst fehlt ein Empfänger für die Flanken. Natürlich ist das nicht das vollständige Bild. Gladbach verwertet auch aktuell seine Chancen nicht. Reitz Kopfball wird auf der Linie geklärt, Hack kann nach genialem Ball von Reyna nicht vollenden. Doch ohne offensiven Output fällt vielmehr das eigentliche Problem auf: die Defensive. In den zwei Seoane-Saisons bekam man das Problem nie in den Griff. Und auch in diesem Spiel ist die Defensive glücklos, aber auch einfach zu löchrig. Man läuft blind in Konter, ohne die Qualität zu haben, diese zu verteidigen. Egal ob Sander, Weigl oder Itakura – keiner von ihnen konnte mit Reitz zusammen eine defensivstarke Doppel-Sechs bilden.
Wie bereits erwähnt, ist die Entlassung von Seoane meiner Meinung nach alternativlos. Es scheint, dass wir an dem Punkt angekommen sind, dass die Mannschaft gegen ihren Trainer spielt – oder ihn zumindest nicht versteht. Das Spiel wirkt statisch, weil keiner so recht weiß, was er machen soll. Die ein oder andere schöne Passstafette ist dabei, doch auch nur mit einer Flanke ins Leere als Resultat. Man hat aktuell kein Glück – und mit sowas fängt der Abstiegskampf an. Um nicht in den freien Fall zu geraten, braucht es Veränderung, da ich Seoane den Umschwung nicht mehr zutraue.
Nun ist die Frage natürlich, welche Alternativen man hat. Wie gesagt, es gab bessere Zeitpunkte mit mehr Auswahl, und außerdem ist es schwierig zu sagen, was Gladbach jetzt braucht. Jemanden, der die Defensive stabilisiert? Jemand, der der Mannschaft mehr Energie gibt? Jemand, der eine klare taktische Vision hat? Jemand mit Erfahrung im Abstiegskampf? Und traut man Virkus aktuell überhaupt die richtige Entscheidung zu?
Man könnte sich ein Jahrzehnt zurückversetzen und Lucien Favre holen. Im letzten Jahr wurde Urs Fischer gehandelt, und Ralph Hasenhüttl ist auch noch ohne Job. Doch all das wirkt nicht frisch, und Gladbach braucht etwas Neues. Man muss mutig sein und sich etwas trauen. So akut ist die Situation noch nicht. Deshalb habe ich keinen Namen, den ich fordere. Ich will nur neue Ideen, Energien – und die auf dem Platz scheinen nicht zu reichen…
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🖊 Autor: Mika Heerink
📷 Photo by Christof Koepsel/Getty Images
